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tratzen zum Schlafen und Vögeln, Gasherde, um Essen
zu kochen oder vielmehr den Platz mit Rauch und Ge-
stank zu verpesten. Und dank eines Generators gab es
sogar elektrischen Strom. Ein ständig laufender Radio-
Kassettenrecorder bereicherte die Szene um das unflä-
tige Geschrei eines Muezzin, der die Gläubigen pünkt-
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lich zum Gebet rief, die Ungläubigen ermahnte und mit
seiner Stimme den Glockenklang übertönte. Zu alldem
kamen noch die widerlichen gelben Urinstreifen, die den
Marmor des Baptisteriums schändeten. (Donnerwetter!
Sie haben einen starken Strahl, diese Söhne Allahs! Wie
machten sie es bloß, dass sie ihr Ziel trafen, das doch von
einem Schutzgitter umgeben ist und sich somit beina-
he zwei Meter von ihrem Harnapparat entfernt befand?)
Und der ekelhafte Gestank ihrer Exkremente, die sie vor
dem Portal von San Salvatore al Vescovo deponierten: vor
der ehrwürdigen romanischen Kirche aus dem neunten
Jahrhundert an der Rückseite der Piazza del Duomo, die
die Barbaren in einen Abort verwandelt hatten. Das al-
les ist dir wohl bekannt.
Du weißt es, denn ich selbst habe dich angerufen und
gebeten, in deiner Zeitung darüber zu berichten, erin-
nerst du dich? Ich rief auch den Bürgermeister von Flo-
renz an, der mich, zugegeben, freundlicherweise zu Hau-
se aufsuchte. Er hörte mich an, er gab mir Recht. »Sie
haben Recht, Sie haben ganz Recht & « Doch entfernen
ließ er das Zelt nicht. Er vergaß es oder traute sich nicht.
Ich rief auch den Außenminister an, der ein Florenti-
ner war, sogar einer von denen, die mit stark florenti-
nischem Akzent sprechen, und zudem persönlich in die
Sache mit den Pässen verwickelt war, mit denen die Söh-
ne Allahs Europa bereisen wollten. Auch er hörte mich
an, das gebe ich zu. Und er pflichtete mir bei: »O ja. Sie
haben Recht, ja.« Doch wie der Bürgermeister rührte er
keinen Finger, um das Zelt zu entfernen. Er traute sich
nicht. Darau in änderte ich meine Taktik. Ich rief ei-
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nen Polizisten an, der für die Sicherheit der Stadt ver-
antwortlich zeichnete, und sagte zu ihm: »Lieber Poli-
zist, ich bin kein Politiker. Wenn ich sage, dass ich etwas
machen werde, dann mache ich es auch. Wenn ihr bis
morgen nicht das verdammte Zelt wegräumt, zünde ich
es an. Ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich es anzün-
de, dass es selbst einem ganzen Regiment von Carabi-
nieri nicht gelingen wird, mich aufzuhalten. Und dafür
will ich verhaftet werden, mit Handschellen ins Gefäng-
nis kommen. Dann berichten alle Zeitungen und die Ta-
gesschau, Oriana-Fallaci-in-Florenz-festgenommen-weil-
sie-ihre-Stadt-verteidigt-hat, und ich stelle euch vor al-
ler Welt bloß.« Nun, da er weniger dumm war als die
anderen oder vielleicht schneller begriff, dass dies ihm
ein wenig Ruhm einbringen könnte, gehorchte der Poli-
zist. Anstelle des Zeltes blieb nur ein riesiger, widerlicher
Dreckfleck zurück: ein Überbleibsel des Zeltlagers, das
dreieinhalb Monate gedauert hatte. Doch es war ein Pyr-
rhussieg. Gleich darauf wurden nämlich den Somaliern
vom Außenminister die Pässe verlängert. Die Aufent-
haltsgenehmigungen erteilt. Ihre Väter und Mütter, ihre
Brüder und Schwestern, ihre Cousins und Cousinen und
die schwangeren Schwägerinnen (die inzwischen entbun-
den haben) sind jetzt da, wo sie hinwollten, nämlich in
Florenz und in anderen Städten Europas. Und letztlich
beeinflusste die Tatsache, dass das Zelt abgebrochen wur-
de, in keiner Weise die anderen Verunstaltungen, die die
frühere Hauptstadt der Kunst, der Kultur und der Schön-
heit seit Jahren verheeren und beleidigen. Sie entmutigte
die anderen Eindringlinge kein bisschen. Die Albaner, die
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Sudanesen, die Bengalen, die Tunesier, die Algerier, die
Pakistani, die Nigerianer. Kurz die Drogenhändler (ein
Verbrechen, das der Koran offenbar nicht ahndet), die
uns unter den Augen einer machtlosen Polizei verfolgen.
Die Diebe (gewöhnlich Albaner), die dich im Schlaf zu
Hause im Bett überfallen. (Und wehe, wenn du auf ihre
Revolverschüsse deinerseits mit dem Revolver antwor-
test: Rassistin! Rassistin!) Die an Syphilis oder Aids er-
krankten Prostituierten, die alte Nonnen schlagen oder
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